Marnach

(Broadcasting Center Europe, RTL-Group)23.08.2013: Der Senderstandort Marnach hat eine sehr abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Nach dem Sender Junglinster wurde Mitte der 1950er Jahre in Marnach die zweite Großsendeanlage Luxemburgs aufgebaut. Im Jahr 1951 war in Junglinster ein Mittelwellensender in Betrieb genommen worden, dessen Leistung allerdings nicht überzeugte. Die neue Sendeanlage in Marnach mit Richtantenne sollte zum einen den Empfang des englischsprachigen RTL-Programms verbessern, zum zweiten aber auch ermöglichen, ein kommerzielles deutschsprachiges Programm senden zu können. Im Dezember 1955 ging die Marnacher Anlage mit zwei je 100 kw starken Sendern in Betrieb. Im Jahr 1956 verstärkte man die Sendeleistung auf 350 kW mithilfe eines Senders, der zuvor in Junglinster demontiert worden war. Der Sendebetrieb auf deutsch begann am 15. Juli 1957 zunächst nur wenige Stunden pro Tag, ab April 1958 dann ganztägig. 1965 konnte die Sendeleistung auf 600 kW erhöht werden – ab Oktober 1968 sendete man mit 1.200 kW. Die Antennenanlage bestand zunächst nur aus zwei je 105 m hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten. Im Jahr 1963 kam ein dritter, gleich hoher Mast hinzu. Alle Masten konnten unterschiedlich angespeist werden, wodurch eine präzise Richtwirkung erzielt wurde. Mitte der 70er Jahre wurden zwei weitere Masten errichtet, die mit den bereits existierenden Masten eine V-Form bildeten und vor allem die Richtwirkung nach Deutschland verbessern sollten. Diese Konstruktion entsprach allerdings nicht den Anforderungen – die zuletzt errichteten zwei Masten wurden wenige Jahre später wieder demontiert.

Im Jahr 1970 wurde wenige 100 m südlich der Hauptsendeantenne ein zusätzlicher Viertelwellenstrahler erbaut. Durch die steile Abstrahlung verbesserte er den Empfang des RTL-Programms im Zielgebiet Großbritannien – im Dezember 1976 kam zu diesem Mast noch ein Reflektormast hinzu. Diese Antenne wurde einige Jahre als „Nachtantenne“ genutzt – heute dient sie als Reserveantenne.

Von 2004 an wurden von Marnach aus auf 1440 kHz digitale DRM-Versuchssendungen ausgestrahlt. Aufgrund der fehlenden Verbreitung der nötigen Empfänger wurden diese Ausstrahlungen Ende 2010 komplett eingestellt. Obwohl der Sender digitaltauglich ist, sendet er heute auf der weiterhin genutzten Frequenz 1440 kHz tagsüber analog das deutsche RTL-Programm, das auch in deutschen Kabelnetzen verbreitet wird, während in den Abendstunden unterschiedliche Drittanbieter auf Sendung sind.

Von 1962 bis 1969 war in Marnach auf einem 220 m hohen Mast auch zunächst ein UKW-Sender auf 97,0 MHz – 1967 kam ein weiterer Sender auf 88,9 MHz hinzu. Nachdem der Sendemast im Januar 1969 eingestürzt war und das Sendegebäude beschädigt hatte, entschloss man sich, in Hosingen einen neuen, deutlich höheren Mast zu errichten. Die UKW-Sender zogen nach dessen Erbauung dorthin um. Vorübergehend waren sie aber auch nach Einsturz des Marnacher Mastes an diesem Standort wieder aktiv.

12.02.2016: Nachdem die Sendeanlage am 31.12.2015 abgeschaltet worden war, hat der Betreiber Anfang Februar 2016 die Sendemasten abreißen lassen.



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