Junglinster

(Broadcasting Center Europe, RTL-Group)22.08.2013: Etwa 15 km nordöstlich der Hauptstadt Luxemburg befindet sich dieser traditionsreiche Senderstandort. Der erste Langwellen-Sender ging in Junglinster im Jahr 1932 in Betrieb. Gemeinsam mit einer Anlage in Warschau handelte es sich damals um den leistungsstärksten Sender Europas. Genutzt wurde zunächst die Frequenz 252 kHz – später wurde sie auf 233 kHz geändert. Von 1952 an sendete man kurzzeitig auf 236 kHz, bevor man 1953 auf 233 kHz zurückwechselte. Von 1972 an war Junglinster nur noch der Reservestandort für Beidweiler. Dennoch gab es für die Luxemburger Langwelle zwei weitere Frequenzwechsel, die mittelbar auch den Reservestandort Junglinster betrafen: 1973/74 wurde die Frequenz auf 236 kHz geändert – schließlich erfolgte am 1. Februar 1988 infolge des neuen Wellenplans Genf 75 der vorerst letzte Wechsel: diesmal auf die Rasterfrequenz 234 kHz. Anfangs wurden zur Ausstrahlung drei jeweils 180 m hohe Gittermasten verwendet, die allerdings im Jahr 1955 demontiert wurden. Im Jahr 1954 wurde eine neue Richtantennenanlage bestehend aus zunächst zwei 250 m hohen, freistehenden Masten errichtet. Die Anlage bündelte das Sendesignal in Richtung Frankreich. Im Jahr 1959 ergänzte man die Antenne durch einen dritten Mast gleicher Bauart. Aufgrund des mechanischen Eigenschwingverhaltens wurden alle drei Masten im Jahr 1983 von 250 auf 215 m gekürzt. An der Spitze der Masten wurden Drahtreusen installiert, die für gleich bleibende elektrische Werte sorgen sollten. Auch der eigentliche Sender wurde mehrfach aufgerüstet. Im Jahr 1951 erfolgte zunächst eine Leistungssteigerung auf 250 kW, 1954 auf 500 kW, 1960 auf 750 kW. Im Jahr 1968 ersetzte man den ersten Langwellensender von 1932 durch eine neue Einheit und erzielte somit eine Gesamtsendeleistung von 1.100 kW. Im Jahr 1972 hat der neu erbaute Langwellensender im benachbarten Beidweiler die Funktion des Senders Junglinster übernommen. Der Standort Junglinster dient seitdem nur noch als Reserve.

Der Sender Junglinster machte den so genannten Luxemburg-Effekt berühmt. Bei dieser Sendeanlage wurde erstmalig das Phänomen beobachtet, dass aufgrund der hohen Feldstärke im Hintergrund des eingestellten Programms ein ganz anderes Programm gehört werden kann. Dieser Effekt entsteht durch die gegenseitige Beeinflussung elektromagnetischer Wellen infolge der Nichtlinearität des ionosphärischen Plasmas und der daraus entstehenden Kreuzmodulation.

Auf dem Sendergelände in Junglinster waren auch viele Jahre Kurzwellensender in Betrieb. Im Juli 1939 nahm der erste 6 kW-Kurzwellensender auf 15.350 kHz seinen Dienst auf. Hinzu kamen 1953 zwei weitere Sender mit je 25 kW auf der Frequenz 6.090 kHz. Im Jahr 1970 bzw. 1971 wurden sie von Sendern mit einer Leistung von je 250 kW abgelöst. 1994 wurden sämtliche Kurzwellendienste zunächst eingestellt, ab 2002 mit teilweise erneuerten Anlagen aber zunächst wieder in Betrieb genommen. Bis Mai 2011 sendete man auf 6.095 kHz im DRM-Modus Programme von RTL-Radio, KBS World Radio und anderen Anbietern

Von 1959 bis 1971 diente Junglinster auch als UKW-Standort. Mit einer Leistung von 12 kW wurde auf 92,5 MHz das RTL-Programm in Letzebuergisch übertragen. Anschließend wurde die Frequenz an den neu errichteten Sender in Hosingen abgegeben.


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Ein Gedanke zu „Junglinster“

  1. Hallo,

    sehr viele schöne Fotos, danke. Was mir allerdings etwas unwahrscheinlich erscheint, ist dass die beiden gezeigten KW Antennen in Junglinster (Dipol vor Reflektor und vertikal gestockter Dipol) für 500 kW auf 6,09 MHz alles gewesen sein sollen. Das erscheint mir angesichts des Aufwandes für die Langwelle irgendwie etwas niedlich. Ich habe RTL im 49 m Band in der DDR (ab Mitte der 70 er Jahre) regelmäßig, in recht guter Qualität hören können. Auch konnte ich bis jetzt keine Fotos zu dem Kurzwellensender in Junglinster von damals finden, wohl aber zum Langwellensender.

    MfG A. Buschmann

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